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Juden in Halle
Ein Dokumentarfilm von Marlies und Andreas Splett
produziert vom Verein Zeit-Geschichte(n) Halle
in Kooperation und mit Unterstützung von Landesverwaltungsamt, Lotto-Toto GmbH und Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen-Anhalt.
Der Film gibt anhand von Archivmaterial und Interviews einen Überblick über die fast 1.000-jährige Geschichte jüdischen Lebens in Halle. Prof. Dr. Max Schwab und Josef Kahlberg (sel. A.) gehören zu den Wenigen, die der mörderischen Verfolgung der Nationalsozialisten entgingen. Sie berichten über die Vertreibung und Vernichtung hallescher Juden, aber auch von der Hilfsbereitschaft einzelner Hallenser. Gudrun Goeseke (sel. A.) verhinderte in der DDR die Vernichtung des Archivs der Jüdischen Gemeinde und war Mitbegründerin des Vereins Zeit-Geschichte(n).
Die DVD kann in deutscher, englischer und russischer Sprache abgespielt werden.
2.Auflage 2011
7,00 €
DVD bestellen
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Rezension aus der Jüdischen Allgemeine Nr. 38/07
Freude, Liebe, Leid - Ein Dokumentarfilm über Juden
in Halle
von Steffen Reichert
Damit kann man noch leben. Immer wieder haben
sich Juden mit diesem Satz selber Mut zugesprochen: als sie
sich einen Stern annähen, als sie in Judenhäuser
ziehen, als jeder von ihnen den Namen Sarah oder Israel annehmen
musste. Damit kann man noch leben. Der davon berichtet,
ist Josef Kahlberg, der Sohn des letzten Rabbiners von Halle
an der Saale. Als einer der wenigen Überlebenden ging
er nach Israel, um sich ein neues Leben aufzubauen. Als letzter
Jude konnte er in Halle 1935 noch sein Abitur ablegen.
Juden in Halle heißt ein 45-minütiger
Dokumentarfilm. Der Streifen mit Unterstützung
des Landes Sachsen-Anhalt, Lotto/Toto und der Heinrich-Böll-Stiftung
entstanden folgt einer simplen Idee: Wir wollten
zeigen, dass das jüdische Leben in Halle vielseitiger
ist als vermutet, sagt Marlies Splett. Die Journalistin
hat gemeinsam mit ihrem Mann Andreas drei Jahre lang zum Thema
Archive durchforstet und Zeitzeugen befragt. Enstanden ist
ein Bild des jüdischen Lebens, das in Halle 1.000 Jahre
Tradition und Höhen und Tiefen erlebt hat. Im Mittelalter
durften Juden nicht in der Stadt leben, später mussten
sie Eintritt zahlen. Andererseits durfte an der Hallenser
Universität erstmals ein Jude promovieren. Es entwickelte
sich schließlich eine liberale Gemeinde, die im städtischen
Leben integriert war. 31 Juden aus Halle fielen im Ersten
Weltkrieg. Fast 1.100 Mitglieder zählte die Gemeinde
zu Beginn des Nationalsozialismus keine 50 danach.
Es war eine emotionale Gratwanderung, erinnert
sich Andreas Splett an die Recherchen. Er präsentiert
bedrückende Dokumente: wie das Schreiben, in dem ein
Jude den Behörden vorschriftsmäßig seine Konfession
mitteilt und sich entschuldigt, dass dies nicht rechtzeitig
geschah.
Gudrun Goeseke, eine zierliche agile Frau, berichtet, wie
sie zu DDR-Zeiten das Archiv der Gemeinde vor der Vernichtung
rettete und heute die Recherchen für das Projekt Stolpersteine
unterstützt. Heute hat die Gemeinde wieder mehr als 700
Mitglieder, vorwiegend Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion.
Die Filmemacher wollen den Streifen Schulklassen zur Verfügung
stellen und mit Veranstaltungen das thematische Feld umfassend
bearbeiten.
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